And sing… reviewed by Bad Alchemy (DE)

Morgenbladet, 29.04.16Das Ensemble Cikada bürgt seit 1989 in der Besetzung mit Flöte, Klarinette, Piano, Percussion, Streichquintett und Dirigent Christian Eggen für avancierten Oslo Sound. Für 2L liefern sie nach “Possible Cities / Essential Landscapes” von Eivind Buene und “Ich muß mit Dir reden” von Carola Bauckholt nun auf And sing… (2L124) “And Sing While Thou On Pressed Flowers Dost Sleep” von MAJA S.K. RATKJE. Es ist das ein vertracktes, präzises Wechselspiel mit Ratkjes Tonbandstimme, von der sie ganz beherrscht werden. Die Stimme, ein Stimmmonster, gibt mit rauen Kehllauten und hohen Tönen bis auf die Mikroebene den Instrumentalklang vor, verlangt punktgenaue Einsätze und frisst dennoch zuletzt einen Instrumentalisten nach dem andern, bis nur die Klarinette bleibt, die mit den fiependen, sie imitierenden Glissandos endet, mit dem es auch begann. Angeregt von Michael Endes “Der Spiegel im Spiegel” und von M.C. Escher setzt Ratkje dabei Mise en abyme-Effekte ein. Eggen leitet auch Oslo Sinfonietta, die mit ‘Waves IIB’ bereits ein Stück von Ratkje interpretierten (auf “River Mouth Echoes”, Tzadik, 2008). Ihr ‘Concerto for Voice (moods IIIb)’ ist konzertant im herkömmlichen Sinn, freilich mit einer extraordinären, verstärkten Stimme, die sich an Tenorsaximprovisationen und Multiphonics ausrichtet. Dabei ist an ‘Sinus Seduction (Moods Two)’ zu denken und das Tenorsax von Torben Snekkestad (ebenfalls auf der Tzadik-Scheibe). Als Sidekick bringt Ratkje eine alte Schreibmaschine ins Spiel, einen literarisches Gegenpol zu ihren unwahrscheinlich spitzen und flackernd geheulten Lauten und zur schnaubenden und grunzenden Sinfonietta, aus der murrende Bläser, krawallige Tutti und verspieltes Akkordeon, pikante Streicher, perlendes Piano und zierliche Flöte hervorstechen. Wenn Maja singt, schläft niemand.

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