River Mouth Echoes reviewed by Nordische Musik (DE)

Sie ist so etwas wie Norwegens geniale Störenfriedin, eine musikalische Krawallmacherin und Querschlägerin. Mit ihrem Duo Fe-mail ist Maja Ratkje für Teile des heftigsten Elektronik-Krachs des Landes zuständig. Mit Frode Haltli hat sie auf »PASSING IMAGES« eine zum Träumen schöne CD eingespielt. Hier nun geht es um ihr Werk als Komponistin.

Dabei ist der letzte Track der Kern, die Erklärung aller vorherigen – und das älteste Stück der CD. Ein Tenorsaxophon jagt seine eigenen, elektronisch prozessierten Klänge, und wird wiederum von reiner Elektronik, fremdartigem Geräusch gejagt. So ist das in allen Stücken: Die Elektronik bewegt sich zwischen extremsten Polen: Sinuston und weißem Rauschen, endlosen Flächen und harten Schnitten, extremer Dichte, Lautstärke und Stille. Die Instrumente sind entweder Vermittler zwischen den Polen, wie das Saxophon, das manchmal in den Elektronik-Farben ganz aufgeht. Und mal imitieren die Instrumente den elektronischen Gestus – das Ensemble Oslo Sinfonietta mit gewaltigem Schlagwerk und Thriller-Dramatik, die vier Gamben-Spieler von Fretwork sinnlich-klangvoll und die Extreme ihrer Instrumente auskostend.

Der vielleicht faszinierendste Track ist »Wintergarden«, ein Stimm-Stück der Vokal-Artistin Ratkje, die sich selbst am Computer verzerrt. Aus der bestechenden Schönheit des gesungenen Klangs tauchen Rilke-Splitter auf, ganz rätselhaft. Hier wird das ausdruckssichere, experimentierfreudige enfant terrible plötzlich romantisch.

(sep)

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